Spielabbrüche wegen Fanverhalten, eine neue Qualität im Konflikt zwischen DFB/DFL und den Fangruppierungen.
Auslöser: Der DFB hatte eine Kollektivstrafe gegen Dortmund-Fans verhängt, nachdem Dortmunder Ultras wieder einmal Plakate mit Hoffenheims Dietmar Hopp im Fadenkreuz gezeigt hatten.
Nein, falsch, der Auslöser ist nicht die Strafe des DFB, sondern das Verhalten der Fans, die damit eindeutig gegen Bewährungsauflagen verstießen.
Aber klären wir nochmal kurz die Sachverhalte.
Fußballfans und im speziellen die Ultras möchten gern das Verhalten ihrer jeweiligen Vereine oder der Liga beeinflussen. Ja gut, aber ich habe noch nie davon gehört, dass sich Howard-Carpendale-Fans in Tourneepläne einmischen oder Ferrari-Fans das Motorenreglement der Formel 1 beeinflussen können. Das ist also ein reines Fußball- Phänomen.
Woher nehmen sie aber die Berechtigung? Weil sie Dauerkarten kaufen, sich schön anziehen und zur Stimmung beitragen? Das machen Ferrari- oder Carpendale-Fans auch. Eigentlich gibt es keine Berechtigung, denn sie übernehmen ja auch keinerlei Verantwortung.
Trotzdem darf natürlich jeder eine Meinung haben und zumindest in diesem Land in gesteckten Grenzen auch kundtun. Hier liegt uns aber ein Fall vor, wo die Ultras ihre Grenzen bei weitem überschreiten, indem sie einzelne Personen oder Gruppen massiv verbal angreifen, beleidigen und bedrohen.
Objekt der Begierde ist Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Der Vorwurf: Eingreifen ins operative Geschäft, was laut 50+1-Regel verboten ist. Aber eigentlich, dass Hopp Hoffenheim zu einem „Retortenverein“ (Achim Watzke) gemacht hat und dass den „Traditionsvereinen“ dadurch Wettbewerbsnachteile entstehen.
In der Sache kann kein Fan wirklich beurteilen, wie groß die Einflussnahme von Geldgebern im Profi-Fußball wirklich ist. Zudem ist keiner der „Traditionsvereine“ noch irgendwie traditionell aufgestellt, alles sind Wirtschaftsbetriebe mit Millionenumsätzen und die Eintrittskarte des Fans hat da sogar den kleinsten Anteil daran.
Hopp ist aber durch die Watzke-Aussagen in den Focus der Fans gerückt und deshalb gibt es seit Jahren Anfeindungen der unterschiedlichsten Fan-Gruppierungen, ein bisschen angeführt von Dortmund.
Wenn man jetzt Hoffenheim „Hoppenheim“ nennt, ist das nicht schlimm und auch irgendwie lustig, irgendwann tauchte aber im Fanblock der Dortmunder ein Plakat auf, welches Hopps Gesicht mit einem Fadenkreuz versehen zeigte. Um auch keinen Zweifel am Sinn dieser Darstellung zuzulassen, war selbige mit dem Spruch „Hasta la Vista, Hopp“ versehen. Hopp startete eine Anzeige, der Fan entschuldigte sich, die Anzeige wurde zurückgezogen, alles erledigt.
Als aber gleichartige Plakate und persönliche Beschimpfungen gegen Hopp 2018 erneut im Block auftauchten, sprach der DFB eine Strafe aus, setzte sie aber zur Bewährung aus.
Parallel gab es eine Aussage des DFB, keine Kollektivstrafen mehr verhängen zu wollen, denn unbeteiligte Fans sollten nicht durch das Verhalten einzelner benachteiligt werden. Weil aber gerade die Dortmund-Fans im Hinspiel gegen Hoffenheim wieder heftige Schmähungen auf Plakaten von sich gaben, wurde die Bewährung widerrufen und für die nächsten zwei Jahre dürfen Dortmund-Fans nicht mehr zu den Auswärtsspielen in Hoffenheim erscheinen.
Das brachte sämtliche Ultra-Clubs auf die Barrikaden, die darin eine erneute Einführung der Kollektivstrafen sehen.
Und so sah man am vergangenen Wochenende die unterschiedlichsten Plakate in den Stadien, DFB-Kritiken wie auch Hopp-Schmähungen, was zu teils berechtigten, teils unberechtigten Spielunterbrechungen führte.
Und wieder ist die Aufregung groß und es wird argumentiert, was das Zeug hält. Dass das Fadenkreuz keine Morddrohung darstellt, dass der DFB sich nicht an Absprachen hält, dass mit zweierlei Maß gemessen wird und dass die Medien zu wenig Hintergrund darstellen.
Wie das Fadenkreuz gemeint ist, machen drei Banner in Dresden nochmal deutlich: „Auch wenn das Sportgericht wieder Kollektivstrafen ausspricht/ist Herr Hopp des Schlafs beraubt,/denn Sterbehilfe ist jetzt erlaubt!“ im Zusammmenhang mit dem Fadenkreuz, gehalten von mindestens zwanzig Fans, toleriert von allen im Block. Ein besseres Argument für Kollektivstrafen gibt es gar nicht.
Ja, der DFB hat sich nicht so richtig an die Absprache gehalten, aber zunächst hat sich mal der Dortmunder Block nicht an die Absprachen gehalten. Und es ist ja schon der Widerruf der Bewährung. Wozu sollte Bewährung sonst gut sein?
Nein, es wird nicht mit zweierlei Maß gemessen. Die Affenlaute vor zwei Wochen auf Schalke hat außer dem Betroffenen keiner mitbekommen. Rassistische Banner, die so plakativ sind, wie die gegen Hopp, würden jetzt sicher gleichwertig geahndet.
Und dass die Medien zu wenig Hintergrund darstellen? Das ändern wir ja gerade.