Deine Spuren im Sand

Da war jetzt in den Medien viel über grundlegende Probleme zwischen Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Trainer Hansi Flick zu lesen.

Das Ganze ist schon eine etwas ältere Debatte. Ursprünglich dadurch entstanden, dass der bei den Medien etwas unbeliebte Salihamidzic schon im Vorfeld für inkompetent gehalten wurde. Der Deutsch-Bosnier verkaufte sich selbst ein bisschen schlecht, dazu ist er nicht allzu medienfreundlich, sagt meistens eher gar nichts. Und wenn er mal den Mund aufmachte, dann fiel ihm das direkt auf die Füße wie zB. das bekundete Interesse an Callum Hudson-Odoi. Also sagt er möglichst wieder gar nichts.

Dem gegenüber ein Hansi Flick, der Erbe Niko Kovacs, der plötzlich alles richtig machte und den Bayern das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte bescherte. Was wirklich nicht leicht war, denn da lag die Messlatte ganz schön hoch. Dazu eine ruhige und sympathische Art – Flick war plötzlich der Liebling der Medien.

Das ist auch der Grund, warum Medien-Deutschland ihn gern als Bundestrainer hätte, denn das war sofort der erste Name, der nach Jogis Rücktritt in den Ring geworfen wurde. Und Kloppo natürlich, aber der dementierte sofort sein Interesse. Außerdem macht es ganz den Eindruck, als würde in Liverpool eine kleine Durststrecke verziehen, nach dem sensationellen Vorjahr, und der Erfolgstrainer nicht sofort gefeuert.

So ist es aber auch bei den Bayern, wobei die auch gerade nicht erfolglos sind, wenn man mal vom Pokal-Aus absieht. Trotz der extrem hohen Belastung der vergangenen Saison, wo es nach der langen Frühjahrspause eigentlich keine weitere gab und alle Wettbewerbe bis zu Ende durchgespielt wurden, gelang es Flick doch, seine erste Mannschaft auf Kurs zu halten. Und die Bayern wollen ihn nicht so gern weglassen.

Das gefällt den Medien eher weniger und irgendwem ist wohl auch aufgefallen, dass die Neuzugänge bislang nicht so viele Einsatzminuten bekommen haben. Also betrachtet Bild-Zeitungs-Deutschland dies als Affront Flicks gegenüber Salihamindzic, der ja für die Einkäufe zuständig ist.

Dann tritt noch ein Harald Stenger, Ex-Pressesprecher des DFB im „Doppelpass“ auf und sagt: „Was das Gesamtgebilde Bayern betrifft, staune ich schon, wenn man seine Einkaufspolitik sieht. Was er da in den Sand gesetzt hat und was er da geholt hat, welch freie Hand ihm gelassen wird.“ und auch: „Was mich so stutzig macht mit Blick auf die Bayern ist, dass es das erste war, bevor sich Flick geäußert hat, dass Salihamidzic den Nagelsmann als einen guten Trainer empfindet. Und das finde ich als ganz klares Zeichen, dass Salihamidzic froh wäre, wenn Flick weg wäre.“

Beide Schlussfolgerungen sind natürlich mehr als gewagt, denn einerseits kann man einen Trainer loben, ohne ihn gleich verpflichten zu wollen, andererseits kann man die neuen Spieler frühestens nach einer Saison beurteilen, eigentlich erst, wenn sie schon wieder gehen.

Im Normalfall hat man immer Neuzugänge, die sofort zünden und welche, die später oder gar nicht zünden. Auch ein Leon Goretzka und ein Kingsley Coman haben ihre Zeit gebraucht. Jedenfalls länger als Sané oder Choupo-Moting, die ihrer Rolle durchaus gerecht werden.

Dann gibt es auch ein seltsames Verständnis, was die Aufgabe des Sportvorstands angeht. In der Regel wünscht sich der Trainer Spieler für bestimmte Positionen, Scouts suchen nach passenden Spielertypen, Sportvorstand und Trainer gucken gemeinsam, wer geeignet ist und der Sportvorstand macht dann die Verträge, möglichst zum Wohle des Vereins. Der Trainer sieht dann zu, wie er die neuen Spieler integriert bekommt.

Das bestätigt auch Matthias Sammer, der einige Jahre selbst zum internen Kreis der Bayern gehört hat. „Hasan Salihamidzic wird gerade so hingestellt, als sei er für alle Transfers alleine verantwortlich. So habe ich das beim FC Bayern nie kennengelernt, das entspricht vermutlich nicht der Realität: Entscheidungen werden in München mit viel Kompetenz gemeinsam getroffen“

An den Verträgen hat schon mal niemand was zu meckern. Nie hat der FC Bayern im Verhältnis zum Marktwert günstiger Spieler erworben. Die Auswahl wird wohl nicht ohne Flick stattgefunden haben und kann deshalb eigentlich gar kein Streitpunkt sein. Also gibt es vielleicht gar keinen grundsätzlichen Streit.

Aber Hansi hat irgendwann im Bus zu Brazzo gesagt:“Jetzt halt doch einfach mal dein Maul.“ Sicher auch kein Indiz für ein grundlegendes Zerwürfnis. Wenn der doch bei einem Telefonat oder einem Gespräch dazwischenredet oder Hansi einfach nur abschalten will.

Die Spieler jedenfalls interessiert es nicht und die Bayern sind trotz Thiagos Abgang und schwächelnder Abwehr im Championsleague-Viertelfinale und lässiger Spitzenreiter in der Bundesliga.

Strukturelle Probleme sollte man also vielleicht woanders suchen.

Lauter Flickschusterei

Kritik an den Bayern gibt normalerweise ein Echo, wie man es aus den Bergen kennt. Ja, auch nach dem offiziellen Ausscheiden des großen Uli Hoeneß aus sämtlichen Bayern-Ämtern gibt es noch die Abteilung Attacke. Normalerweise von Karl-Heinz Rummenigge besetzt, diesmal aber ganz überraschend durch den ansonsten bislang eher ruhigen Hansi Flick repräsentiert, der sich damit schon jetzt für das Präsidentenamt 2034 beworben hat.

Vorausgegangen war die Kritik des von den Medien zur SPD-Gesundheits-Koryphäe hochstilisierten Karl Lauterbach an der Club-WM und dem Fall Thomas Müller.
Thomas Müller war in Katar positiv auf Corona getestet worden, sofort in Quarantäne versetzt und dann mit einem Privatflieger der Kataris nach Deutschland zurückgeschickt worden. Das Endspiel fand aber statt, mit dem Ausgang, dass die Bayern sich den sechsten Titel innerhalb einer Saison holten und damit Fußball-Geschichte schrieben.

Eben dies gefiel Karl Lauterbach so gar nicht, er war der Meinung, die FIFA hätte das Endspiel trotz vorheriger negativer Tests aller Beteiligten nicht durchführen sollen, es wäre als „Signal verheerend“, gleichzeitig räumte er aber ein: „Wenn PCR-Tests kurz vor dem Spiel gemacht wurden, ist das Risiko gering.“ Auch zur Rückreise Müllers fand er kritische Worte: „Normalerweise wäre eine Reise mit bekannter Infektion natürlich undenkbar.“
Nun, die Rückreise war eine Entscheidung der Katari, die des Spiels eine der FIFA. Beide unterliegen nicht den hierzulande gültigen Regelungen. Dass bei beidem nicht mehr passiert ist, gibt den Entscheidern vielleicht sogar Recht.

In einer Pressekonferenz zur Partie gegen Bielefeld wurde aber Hansi Flick auf die Äußerungen angesprochen und nahm dazu sogar ungewöhnlich scharf Stellung:  „Ich finde sowieso in der Diskussion mit Corona, so langsam kann man die sogenannten Experten gar nicht mehr hören. Auch Herrn Lauterbach: Er hat immer zu irgendwas etwas zu sagen, immer ein Thema, wo er sich wieder meldet“ und weiter „Ich finde die sogenannten Experten, die Politik, die sollen sich zusammensetzen, und wirklich mal eine Strategie entwickeln, dass man irgendwann mal wieder Licht im Tunnel sieht. Das ist aktuell zu wenig, finde ich.“

Großer Aufruhr im Netz: Wie sich privilegierte Fußballer so etwas herausnehmen können.

In Wahrheit aber hat Hansi Flick vollkommen Recht. Tatsächlich fehlen vernünftige Strategien. Alle setzen nur darauf, dass die Impfungen das Problem irgendwann in den Griff bekommen. Deshalb ist der Aufschrei ja auch so groß, wenn es gerade dort zu geringfügigen Verzögerungen kommt.

Viel zu kurz gekommen ist die Entwicklung bei Medikamenten, die ja einen sehr großen Beitrag zum harmloseren Verlauf der Krankheit bringen könnten.

Darüber hinaus hat sich offensichtlich niemand mit dem bisherigen Verlauf der Krise befasst. Im vergangenen Frühjahr hat gerade Deutschland die Situation sehr gut gemeistert und bei den schrittweise Lockerungen hat man sehr genau gesehen, welche Maßnahmen welche Effekte haben. Der große Anstieg im Herbst wurde durch Urlauber und durch Schulen oder Kitas verursacht und genau diese Punkte werden von Politikern und Presse am häufigsten genannt, wenn es um Lockerungen geht. Außengastronomie, Restaurants, Einzelhandel und Sportveranstaltungen waren trotz akribischer Dokumentation keine Hotspots und könnten eigentlich als erstes wieder an den Start gehen. Aber scheinbar hat nicht die Bekämpfung der Pandemie oberste Priorität, sondern die Einteilung in wichtige oder weniger wichtige Branchen.

Das gleiche gilt für die Regionen. Die Hauptverursacher sind ganz klar die großen Städte und wenn man mal mit wirklichen Zahlen, anstatt mit Prozenten rechnen würde, dann wäre das auch schnell deutlich. Der täglich kolportierte Inzidenzwert gibt ein vollkommen verzerrtes Bild der Lage: Ostbevern liegt bei aktuell insgesamt drei Infizierten bei einem Inzidenzwert von 36,3, Berlin läge bei 1280 wöchentlichen Neuinfizierten unter 35. Was ist wohl schlimmer?

Man könnte also jetzt die Ortschaften voneinander trennen und allen, die auf null sind, wie z. B heute Everswinkel, alles genehmigen. Natürlich nur für Einheimische und Menschen aus anderen Null-Infektions-Orten. Wohlgemerkt nach Orten, nicht nach Kreisen, denn nur Verwaltungen sind kreisweit orientiert, Menschen eher nicht. Das wäre auch ein Ansporn, augenblicklich profitiert kein Ort davon, wenn sich Menschen vernünftig verhalten. Die Städte sollen aber mal schön unter hundert Personen kommen, wie es Münster gerade vorbildlich vormacht.

So was in der Art hat Hansi Flick gemeint, während Karl Lauterbach für eine Ausgangssperre nach 20.00 Uhr plädiert. Würde nur dazu führen, dass die Öffnungszeiten der Lebensmittelhändler zusammengestrichen werden, wo doch zur Rush-Hour schon wirklich genug Betrieb herrscht.

Man muss also weder Politiker noch Gesundheitsexperte sein, um Strategien zu entwickeln. Das können eher Menschen, die es gewohnt sind, täglich Zahlen auszuwerten und Problemlösungen zu finden. Und klappt ja bei den Bayern normalerweise recht gut.

Prognosen

Mit Prognosen ist das so eine Sache. Treffen sie ein, erinnert man sich gern daran, treffen sie nicht ein, dann verdrängt man das relativ schnell. Das gilt für die Menschen, die Prognosen erstellen, aber auch für die, die sie lesen.

Wie anders ist es zu erklären, dass der Wetterbericht mit seiner Drei-Tage-Prognose nur eine 50%ige Trefferquote aufweist, aber dennoch alle wie gebannt die Prognosen verfolgen, sie sogar erwarten und verlangen.

Der Effekt ist bekannt, wird er doch seit Anbeginn der Zeit von Politikern genutzt, um Wahlen zu gewinnen. Und würde da nicht die Presse ab und zu mal nachhaken, würde sich niemand mehr Gedanken über die Versprechungen des Vorjahres machen.

Im Sport werden auch sehr gern Prognosen erstellt und auch hier gilt: je länger der Zeitraum ist, um den es sich dreht, desto schwieriger ist es, richtige Einschätzungen abzugeben. Dennoch wird es aber immer getan.

Sehen wir uns also mal die Prognosen vor Beginn der letzten Fußballsaison an. Da wurde den Bayern zunächst mal ein großes Transferproblem angehext, weil der Kader nicht in der Lage sei, eine Saison erfolgreich zu überstehen. Das zog sich über den gesamten Sommer und verstummte erst mit der Leihe von Philippe Coutinho, was tatsächlich ein Husarenstück in der europäischen Transferpolitik darstellte.

Coutinho hat im Verlauf der Saison dann nicht so geglänzt, aber nicht, weil er so schlecht gespielt hat, sondern weil die anderen Spieler noch etwas besser waren und somit häufiger aufgestellt wurden. Und wir reden hier von einer Mannschaft, deren geplante Innenverteidigung über die gesamte Saison verletzt war.

Sensationell, wie doch der so „schwache Kader, der Verletzungen nicht kompensieren kann“, das weggesteckt hat, noch dazu mit den „zu alten“ Stammspielern Thomas Müller und Jerome Boateng oder „Alibi-Einkäufen“ wie Perisic und Pavard.

Als Meister wurde im Sommer schon der BVB ausgerufen, aber seltsamerweise war da der schwache Kader zu finden, der eine Reus-Verletzung erst mal nicht kompensieren konnte. Das stabilisierte sich erst mit Nachkäufen von Can und Haaland. Da war der Zug Champions League aber schon abgefahren.

Machte aber nichts. Denn deutsche Mannschaften waren dort laut Experten ohnehin chancenlos, viel zu groß die Übermacht der englischen Teams, deren Erfolge für die nächsten Jahre schon festgeschrieben waren, auch wegen höherer Budgets und stärkerer Konkurrenz in der Liga. Dahinter folgen dann sowieso erst mal Spanien und Italien.

Jetzt, ein Jahr später, haben wir aber ein Halbfinale der Champions League ohne englische Beteiligung gesehen. Und das nur mit deutschen und französischen Mannschaften, von denen die Hälfte vor der Saison wirklich niemand auf dem Zettel hatte.

Mal sehen, wie jetzt die Experten den deutschen oder französischen Fußball für die Zukunft sehen werden. Ich bin gespannt.

Risiko

Es ist ein bisschen spannend, wie sich die aktuellen Lockerungen in Deutschland auswirken werden. Immerhin ist aber Sport erlaubt, zunächst die Einzelsportarten, ab Juni auch der Rest, natürlich mit starken Auflagen.

Es wäre auch kaum haltbar gewesen, Vereinsport weiterhin zu verbieten, wenn man ausgerechnet den Fußball-Bundesligen grünes Licht gibt.

Ob es aber dabei bleiben wird, hängt davon ab, wie gut das Konzept, welches die DFL entwickelt hat, greift.

Natürlich versucht der Profi-Fußball, die Saison zu Ende zu spielen. In erster Linie deshalb, weil andernfalls die Fernsehgelder nicht fließen. Nun kann man das aber unter Gesundheitsaspekten durchaus kritisch sehen und viele tun das auch. So werden schon die Vorbereitungen beäugt und der geringste Fehler macht sofort Schlagzeilen.

Ohne Kontakt ist Fußball aber nicht möglich und deshalb werden alle Akteure permanent getestet und bei Infektionen aussortiert. Bislang gab es drei Tests, beim ersten wurden von ca. 2500 Personen zehn positiv getestet, darunter drei in Köln und ein Fall in Dresden. Die Betroffenen wanderten in Quarantäne und die Vorbereitungen gingen weiter.

Der zweite Test verlief ergebnislos und ließ hoffen, dass jetzt alles seinen Gang gehen kann. Beim dritten aber wurden zwei weitere Dresdener Spieler positiv getestet und das örtliche Gesundheitsamt schickte den ganzen Verein mit 61 Personen in Quarantäne.

Diese Entwicklung lässt natürlich berechtigte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Tests aufkommen, die ja dadurch erschwert werden, dass sich der Erreger erst nach einer gewissen Zeit nachweisen lässt, Weiterverbreitung aber schon vorher möglich ist. So ist die Reaktion des Gesundheitsamtes in etwa nachvollziehbar.

Jetzt sind wir an einem Punkt, wo die Dresdener erst einmal von jedem bedauert werden, weil ihnen nicht nur die ersten beiden Spiele fehlen, sondern auch die Vorbereitungszeit, was definitiv einen Wettbewerbsnachteil mit sich bringt. Sollte dort aber noch einmal etwas Vergleichbares vorkommen oder bei einem der Gegner, dann kann vielleicht eben deshalb die Saison nicht beendet werden.

Und dann ist Dresden der große Profiteur, denn unter normalen Umständen könnten sie die Liga nicht halten, bei einer Annullierung der Saison aber natürlich schon. Dresden hatte ohnehin schon zu den Mannschaften gehört, die sich gegen eine Fortführung der Ligen ausgesprochen hatten, ausnahmslos alle Abstiegskandidaten waren da, vermutlich ganz uneigennützig, vertreten.

Und so spielt das Dresdener Gesundheitsamt vielleicht dem eigenen Verein in die Karten, obwohl es zu diesem Zeitpunkt erst einmal genau anders herum aussieht.

Es kommt nicht von ungefähr, dass bei Sportereignissen die Verbände die Entscheidungshoheit haben und im Normalfall lokale Behörden außen vor sind. Nur ist das in diesem speziellen Fall natürlich nicht zu machen, denn Covid-19 betrifft ja alle Bereiche an einem Ort und deshalb hat die lokale Gesundheitsbehörde zu Recht die Oberaufsicht.

Wir hoffen also mal, dass alles mit der nötigen Sorgfalt verläuft und nicht plötzlich ungewöhnlich viele Fälle speziell bei Abstiegskandidaten auftauchen. Das hätte einen wirklich unangenehmen Beigeschmack.

Ein Abbruch der Bundesligen mit der dazugehörigen Medienpräsenz hätte aber auch sofort Auswirkungen auf den lokalen Sport in ganzen Land und das wünschen wir uns wirklich nicht. Angesichts dessen ist es den Bundesligen zu gönnen, mutig oder nicht, ihre Saison zu Ende zu bringen. Alles Andere wäre fatal.

Was geht?

Wenn man jetzt über Lockerungen in den Corona-Verfügungen nachdenkt, wird in aller Regel der Sport vergessen oder aber als besonders problematisch angesehen. Doch gerade hier sollte man im Rahmen der Möglichkeiten bald wieder starten. Es ist bestimmt nicht gesund, wenn sich die gesamte Bevölkerung nur noch zu Hause auf der Couch aufhält.

Und ist es nicht angebracht, nach Lösungen für Probleme zu suchen, anstatt in einer Schockstarre zu verharren?

Was hier am leichtesten geht, sind größtenteils die Einzelsportarten.
Beim Golf beispielsweise gibt es eigentlich keinen Grund, das Spiel zu verbieten. Ein Flight besteht im Höchstfall aus vier Personen, die schon im Normalbetrieb genügend Abstand voneinander haben. Man benutzt eigenes Equipment und ohne die Nutzung des Clubhauses spricht eigentlich nichts dagegen.


Ähnliches gilt für Tennis. Die Spieler sind genügend voneinander entfernt, beim Seitenwechsel muss man vielleicht unterschiedliche Seiten benutzen, den Ball könnte man mit Handschuh aufnehmen und zum Aufschlag hochwerfen.
Skifahren ist ebenfalls vollkommen unproblematisch, wenn man auf den Aprés Ski und auf stark besetzte Gondeln verzichtet. Während der eigentlichen Fahrt kann eigentlich nichts passieren. Das ist auch bei anderen Wintersportarten so.


Das gleiche gilt für Motorsport. Hier ist der Fahrer mit seinem Sportgerät allein, noch dazu durch seine Kleidung geschützt. Das gilt zwar auch für die Mechaniker, dennoch könnte man die Zahl derer, die am Auto arbeiten, auf zwei beschränken, so dass auch hier genügend Abstand gewährleistet wäre.

Auch Reitsport geht. Man muss die Nadelöhre, durch die die Reiter bei einer Veranstaltung müssen, entzerren, bei Springen, Dressur und im Gelände ist der Reiter aber sowieso mit seinem Pferd allein.

Gleiches gilt für die Leichtathletik. Bis auf die Laufwettbewerbe ist alles unproblematisch. Da kann man aber auch noch über Einzelstarts nachdenken und nur die Zeit entscheiden lassen.

Das ist auch beim Radfahren so. Straßenrennen im Einzelzeitfahren statt Windschatten, Downhill und ähnliches ist sowieso unproblematisch.

Je näher sich aber die Teilnehmer einer Sportart kommen, desto schwieriger dürfte die Durchführung sein. Badminton müsste noch gehen, Tischtennis ist hart an der Grenze, sämtliche Kampfsportarten kann man erst mal vergessen.
Und Mannschaftssportarten dürften sowieso ein Problem darstellen.

Natürlich macht man sich Gedanken über hohe Zuschauerzahlen bei Sportveranstaltungen. Aber das gilt ja wirklich nur für ganz spezielle Veranstaltungen. Natürlich kann man keine 80.000 Zuschauer zu einem Bundesliga-Spiel ins Stadion lassen, aber warum nicht 10.000, alle auf markierten Sitzen mit genügend Abstand. Da wäre sogar noch eine Choreo möglich.
Eine Lösung, die auch die Formel 1 anstreben könnte.
Bei beiden geht es auch darum, ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Fernsehsendern zu erfüllen, sonst fließt von dort kein Geld. Und das kann man zur Not auch ganz ohne Publikum.
Denn es ist ja auch für die Menschen vor den Fernsehern gut, wenn etwas passiert und wenn sie mal von etwas anderem hören, als von morgens bis abends nur vom Virus.
In den niedrigeren Klassen gibt es die Problematik gar nicht. Ein Formel 2-Rennen interessiert gerade mal ein paar tausend Leute, gefahren wird aber auf Anlagen, die für über 100.000 Besucher ausgelegt sind. Und die 100 Leute, die zu einem Kreisligaspiel kommen, kann man leicht um den Sportplatz herum verteilen.

Ja, es gibt beim Sport auch eine Verletzungsgefahr, die die Mediziner zusätzlich belasten könnte. Das wäre aber abzuwarten, derzeit haben wir da ohnehin stark verschobene Verhältnisse. Erheblich weniger Unfälle im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz, dafür vermehrt im eigenen Haushalt, immer schon der häufigste Ort für Verletzungen jeglicher Art.

Bei näherer Überlegung und positiver Herangehensweise dürften sich für vieles Lösungen finden lassen, denn wir müssen ja versuchen, bei allen berechtigten Maßnahmen so viel Normalität wie möglich zu erhalten.

Und Solidarität mit den Bereichen, wo das nicht möglich ist, ist vollkommen fehl am Platz, denn das bringt das ganze Land, wenn nicht die ganze Welt zum Stillstand.

Bruce Banner

Spielabbrüche wegen Fanverhalten, eine neue Qualität im Konflikt zwischen DFB/DFL und den Fangruppierungen.
Auslöser: Der DFB hatte eine Kollektivstrafe gegen Dortmund-Fans verhängt, nachdem Dortmunder Ultras wieder einmal Plakate mit Hoffenheims Dietmar Hopp im Fadenkreuz gezeigt hatten.
Nein, falsch, der Auslöser ist nicht die Strafe des DFB, sondern das Verhalten der Fans, die damit eindeutig gegen Bewährungsauflagen verstießen.
Aber klären wir nochmal kurz die Sachverhalte.


Fußballfans und im speziellen die Ultras möchten gern das Verhalten ihrer jeweiligen Vereine oder der Liga beeinflussen. Ja gut, aber ich habe noch nie davon gehört, dass sich Howard-Carpendale-Fans in Tourneepläne einmischen oder Ferrari-Fans das Motorenreglement der Formel 1 beeinflussen können. Das ist also ein reines Fußball- Phänomen.
Woher nehmen sie aber die Berechtigung? Weil sie Dauerkarten kaufen, sich schön anziehen und zur Stimmung beitragen? Das machen Ferrari- oder Carpendale-Fans auch. Eigentlich gibt es keine Berechtigung, denn sie übernehmen ja auch keinerlei Verantwortung.

Trotzdem darf natürlich jeder eine Meinung haben und zumindest in diesem Land in gesteckten Grenzen auch kundtun. Hier liegt uns aber ein Fall vor, wo die Ultras ihre Grenzen bei weitem überschreiten, indem sie einzelne Personen oder Gruppen massiv verbal angreifen, beleidigen und bedrohen.
Objekt der Begierde ist Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Der Vorwurf: Eingreifen ins operative Geschäft, was laut 50+1-Regel verboten ist. Aber eigentlich, dass Hopp Hoffenheim zu einem „Retortenverein“ (Achim Watzke) gemacht hat und dass den „Traditionsvereinen“ dadurch Wettbewerbsnachteile entstehen.
In der Sache kann kein Fan wirklich beurteilen, wie groß die Einflussnahme von Geldgebern im Profi-Fußball wirklich ist. Zudem ist keiner der „Traditionsvereine“ noch irgendwie traditionell aufgestellt, alles sind Wirtschaftsbetriebe mit Millionenumsätzen und die Eintrittskarte des Fans hat da sogar den kleinsten Anteil daran.
Hopp ist aber durch die Watzke-Aussagen in den Focus der Fans gerückt und deshalb gibt es seit Jahren Anfeindungen der unterschiedlichsten Fan-Gruppierungen, ein bisschen angeführt von Dortmund.

Wenn man jetzt Hoffenheim „Hoppenheim“ nennt, ist das nicht schlimm und auch irgendwie lustig, irgendwann tauchte aber im Fanblock der Dortmunder ein Plakat auf, welches Hopps Gesicht mit einem Fadenkreuz versehen zeigte. Um auch keinen Zweifel am Sinn dieser Darstellung zuzulassen, war selbige mit dem Spruch „Hasta la Vista, Hopp“ versehen. Hopp startete eine Anzeige, der Fan entschuldigte sich, die Anzeige wurde zurückgezogen, alles erledigt.
Als aber gleichartige Plakate und persönliche Beschimpfungen gegen Hopp 2018 erneut im Block auftauchten, sprach der DFB eine Strafe aus, setzte sie aber zur Bewährung aus.
Parallel gab es eine Aussage des DFB, keine Kollektivstrafen mehr verhängen zu wollen, denn unbeteiligte Fans sollten nicht durch das Verhalten einzelner benachteiligt werden. Weil aber gerade die Dortmund-Fans im Hinspiel gegen Hoffenheim wieder heftige Schmähungen auf Plakaten von sich gaben, wurde die Bewährung widerrufen und für die nächsten zwei Jahre dürfen Dortmund-Fans nicht mehr zu den Auswärtsspielen in Hoffenheim erscheinen.

Das brachte sämtliche Ultra-Clubs auf die Barrikaden, die darin eine erneute Einführung der Kollektivstrafen sehen.
Und so sah man am vergangenen Wochenende die unterschiedlichsten Plakate in den Stadien, DFB-Kritiken wie auch Hopp-Schmähungen, was zu teils berechtigten, teils unberechtigten Spielunterbrechungen führte.

Und wieder ist die Aufregung groß und es wird argumentiert, was das Zeug hält. Dass das Fadenkreuz keine Morddrohung darstellt, dass der DFB sich nicht an Absprachen hält, dass mit zweierlei Maß gemessen wird und dass die Medien zu wenig Hintergrund darstellen.
Wie das Fadenkreuz gemeint ist, machen drei Banner in Dresden nochmal deutlich: „Auch wenn das Sportgericht wieder Kollektivstrafen ausspricht/ist Herr Hopp des Schlafs beraubt,/denn Sterbehilfe ist jetzt erlaubt!“ im Zusammmenhang mit dem Fadenkreuz, gehalten von mindestens zwanzig Fans, toleriert von allen im Block. Ein besseres Argument für Kollektivstrafen gibt es gar nicht.
Ja, der DFB hat sich nicht so richtig an die Absprache gehalten, aber zunächst hat sich mal der Dortmunder Block nicht an die Absprachen gehalten. Und es ist ja schon der Widerruf der Bewährung. Wozu sollte Bewährung sonst gut sein?
Nein, es wird nicht mit zweierlei Maß gemessen. Die Affenlaute vor zwei Wochen auf Schalke hat außer dem Betroffenen keiner mitbekommen. Rassistische Banner, die so plakativ sind, wie die gegen Hopp, würden jetzt sicher gleichwertig geahndet.
Und dass die Medien zu wenig Hintergrund darstellen? Das ändern wir ja gerade.

Cleansman

Wenn mich im Sport in diesen Tagen jemand sprachlos macht, dann ist dies Jürgen Klinsmann.
Einerseits ist es für mich überraschend, wie er es bislang immer geschafft hat, nur durch seinen Spieler-Nimbus und ein offensichtlich überzeugendes Auftreten, Fachleute dazu zu bewegen, ihn eine Weltklasse- Mannschaft trainieren zu lassen.

Angefangen hat er ganz unten: als Deutscher Nationaltrainer.
Da war es schon seltsam, dass der DFB einen Trainer ohne jede Erfahrung ins höchste deutsche Traineramt berief. Gut, man hatte zuvor schon gute Erfahrungen mit Franz Beckenbauer gemacht, der ebenfalls Teamchef war, ohne je zuvor eine Mannschaft trainiert zu haben. Und Klinsmann fiel ihnen erst ein, nachdem Wenger, Olsen , Hiddink, Hitzfeld und Rehagel abgelehnt hatten, aber dennoch klappte seine Tätigkeit ganz passabel. Seltsam war nur, dass er dort schon den gesamten Betrieb umkrempeln wollte. Aber der DFB wäre ja nicht der DFB, wenn er das mit sich machen lassen würde. Nur Sepp Maier blieb als Torwarttrainer auf der Strecke.
Jedenfalls gipfelte das irgendwann im 06er-Sommermärchen, wo er die Nationalelf bis auf den dritten Platz führte. Allenthalben wurde dies als großer Erfolg gefeiert, bei Licht betrachtet war aber Deutschland bei der WM zuvor unter Rudi Völler Vizeweltmeister geworden und vor 2014 konnte man die Mannschaft des Ausrichters immer zu den Favoriten zählen, selbst Südkorea hatte es 2002 bis unter die letzten Vier geschafft.
Trotzdem, Deutschland hatte sein Sommermärchen, an Klinsmann gab es nicht viel zu kritisieren. Zwei Tage später fühlte Klinsmann sich ausgebrannt und machte sich davon in die USA, kein ganz schlechter Zeitpunkt. Zur Verleihung des Bundesverdienstordens am Bande erschien er dann auch nicht.

Zwei Jahre lang sonnte Klinsmann sich in seinem Erfolg, gefüttert mit Arena-Geld aus einem Kommentatoren- Vertrag, den Arena nicht erfüllen konnte. Also Geld fürs Nichtstun.

Dann trat er bei den Bayern als Trainer an, die sich zum zweitenmal nach Ribbeck auf einen Blender einließen. Also wurde es eine Saison ohne Titel, Viertelfinale Championsleague, Viertelfinale Pokal und fünf Spieltage vor Schluss gefeuert, damit man die Championsleague-Quali nicht noch verpasst. Heynckes hats dann gerettet.
Als Wunschspieler hatte Klinsmann im Winter den US-Amerikaner Landon Donovan auserkoren – der schnelle Stürmer von Los Angeles Galaxy wäre mit seinem Tempo-Spiel ideal für die Münchner. Als dieser eintraf war er langsamer als alle Feldspieler der Bayern.
Am Ende versuchte er, sich im nachhinein als Opfer zu stilisieren, empfand Kritik als Folge der Kahn-Degradierung in der Nationalelf.

Die nächste Station war der Nationaltrainer-Job in den USA. Das verlief sogar erfolgreich, (die USA erreichte bei der WM 2014 das Achtelfinale, nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit) wurde verlängert und dauerte fünf Jahre und knapp 100 Spiele an. Als aber die nächste WM-Quali in Gefahr war, musste der Schwabe gehen.

Drei Jahre später taucht er dann bei der Hertha auf, für die er als Spieler niemals tätig war, aber wo er seit 2004 trotzdem Mitglied ist. Er wird von Investor Lars Windhorst in den Aufsichtsrat berufen und stellt dort scheinbar fest, dass der Trainer die Wurzel des Übels bei Hertha ist und übernimmt diese Tätigkeit dann selbst. Dabei bemerkt er, dass es doch wohl an allen anderen lag, er protokolliert das für Windhorst und möchte dann einen Vertrag für die Zukunft mit nahezu unbegrenzten Kompetenzen und einem astronomischen Gehalt. Das wollen aber wohl die Leute nicht, die Klinsmann gern gefeuert sähe.
Und deshalb muss er dann „nach langer Überlegung“ (dürften so ziemlich 2 Stunden gewesen sein) nach 10 Spieltagen leider seinen Abschied als Trainer per Facebook verkünden und wieder auf seinen Aufsichtsratposten zurückkehren. Den Fans, nicht etwa dem Verein. Der bekommt das dann schon mit.
Die Herren sind etwas verwundert und machen dann auch eine Pressekonferenz. Mit Windhorst, der dabei sagt, den Aufsichtsratsposten könne er ja wohl knicken, nachdem er sich wie ein Teenie verhalten hat.
Dann taucht ein 22seitiges Protokoll bei der Sportbild auf. Verfasst scheinbar während der letzten Wochen und gerichtet an Windhorst. Und von einem Dritten geschrieben nach Klinsmann-Diktat. Was das Klinsmann-Management auch bestätigt.
Tja, die darin kritisierten Leute haben sicher nicht das geringste Interesse, so etwas in die Öffentlichkeit zu bringen, ebensowenig der Adressat. Wenn es denn dann nicht ein Mitarbeiter im Copy-Shop war, der sich was dazu verdienen wollte, bleiben ja nur der Aufschreiber und sein Diktator als Quelle. Jedenfalls verfehlt es seinen Zweck nicht ganz: die Leute fragen sich, was wohl an den Anschuldigungen in dem Papier, was die Sportbild so liebevoll Tagebuch nennt, dran sein könnte.
Das meiste können wir als Außenstehende nicht wirklich beurteilen, einiges aber doch:

„25. 11. 2019: Rangnick teilt unmissverständlich mit, dass er das Projekt Berlin spannend findet, in einer Konstellation mit Michael Preetz als sein Vorgesetzter jedoch niemals kommen würde.“ Das ist zwei Tage vor Klinsmanns Amtsantritt, der erst Ralf Rangnick als Trainer für Hertha haben wollte. Rangnicks Management bestätigt ein Telefonat mit Klinsmann, bestreitet aber, dass Preetz darin vorkam. Gleiches kommt kurz darauf von Rangnick selbst, der nur auf seinen bestehenden Vertrag mit Red Bull hingewiesen hatte.

Klinsmann schreibt, dass Herthas Markenboss Paul Keuter den Vertrag von Performance-Manager Arne Friedrich, dessen Berater er auch ist, ausgehandelt hat. Für die Hertha allerdings ein Vorteil, schließlich sparte der Verein so das übliche Beraterhonorar. Die Verträge der Co-Trainer Alexander Nouri und Markus Feldhoff wurden von Klinsmanns Anwalt André Gross ausgearbeitet, der dafür durchaus kassiert hat.

Über die medizinische Abteilung: „Man versucht ständig, Spieler krank oder verletzt zu reden.“, (um seine eigene Existenz zu rechtfertigen). Das ist allerdings ein schlechter Scherz. Die Hertha hat nach Paderborn den niedrigsten (und somit besten) Verletztenstand der Liga.

In seinem ersten Spiel als Trainer konnte laut Klinsmann seine Elf durchaus mit dem Gegner mithalten. Klar, Dortmund hat ja auch größtenteils nur zu zehnt gespielt. Ist also eine etwas seltsame Bewertung, wie auch bei den anderen Punkten.

Eine andere Spielbewertung lässt den Schluss zu, dass dieses „Tagebuch“ erst wesentlich später geschrieben wurde: „Gegen Borussia Mönchengladbach, immerhin Tabellenführer, haben wir sogar einen Punkt geholt.“ Zum Zeitpunkt des Spiels war Gladbach aber nur Zweiter. Das weiß man vielleicht heute nicht mehr, am Spieltag aber sicherlich.

Alles spricht also dafür, dass dieses Protokoll erst kürzlich entstanden ist und einfach nur alle im Verein diskreditieren soll, die nicht Klinsmann heißen. Und deshalb ist auch offensichtlich, wer das wohl hat durchsickern lassen.
Deshalb sollte man das auch komplett ignorieren und sich nicht fragen, was daran etwa stimmen könnte.
Es ist das Nachtreten eines Mannes, der unter einer unglaublichen Profilneurose leidet und niemand wird in Zukunft noch auf die Idee kommen, ihm eine Stellung anzubieten, in der er die immer angestrebten Machtbefugnisse auch nur ansatzweise vorfinden kann.
Und das ist gut so.

Austrainiert

Eine Mannschaft gewinnt mal und verliert mal. Eigentlich weiß das jeder.Bei besonders ehrgeizigen Mannschaften kommt es aber auch noch darauf an, gegen wen man verliert.
Da kann dann eine einzige Niederlage dazu führen, dass sofort der Trainer in Frage gestellt wird.
Von Medien, von Fans oder gar vom Vorstand selbst, was einen riesigen Unterschied ausmacht.

Beim Vorstand kann es natürlich sein, dass er seine Erwartungen nicht erfüllt sieht. So wie es aber bessere oder schlechtere Trainer gibt, so gibt es auch bessere oder schlechtere Vorstände.
Denn dort ist ja der Trainer ausgesucht worden. So gibt es auch dort falsche Reaktionen. Entweder man feuert einen Trainer zu schnell, weil man hektisch wird oder weil man dem Druck von außen nicht gewachsen ist. Oder man hält zu lange an einem Trainer fest, weil man sich seine eigene Fehleinschätzung nicht eingestehen will.
Natürlich gibt es auch bei Trainern genau wie bei Spielern Fehleinkäufe und so muss es kein schlechter Trainer sein, er passt vielleicht nur nicht zu der Mannschaft. Oder zur Philosophie des Vereins. Oder es gibt persönliche Animositäten, die sich erst im Verlauf der Tätigkeit ergeben haben. Und dann reicht schon ein kleiner Anlass für schnelles Handeln.
Es kann aber auch umgekehrt sein, dass pekuniäre Sachzwänge einen Vorstand dazu bewegen, am Trainer festzuhalten. Eine Entlassung ist nämlich teuer. Im Profisport bekommen Trainer saftige Abfindungen oder auf ewig ihr üppiges Gehalt weiter. Und die könne nicht wie bei Spielern ausgeliehen oder verkauft werden.
Sicher ist es manchmal notwendig, einen Trainer rauszunehmen. Weil er nicht den richtigen Weg findet. Bei Aufstellen der Mannschaft oder beim Umgang mit den Spielern.
Aber doch nicht immer.
Drei Spiele verloren und alle fordern sofort den Kopf des Trainers, Medien wie Fans. Und da habe ich jetzt nicht den Eindruck, dass die ganzen selbsternannten Fachleute einen Unterschied Anhand von Ursachen machen. Zumal sie in diese meistens gar nicht eingeweht sind.


Aber es ist so einfach, immer irgendeinen Kopf zu fordern und hat sich seit der fränzösischen Revolution bewährt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Situation dann bessert, liegt laut Statistik bei etwa 50%.
Das heißt ja wohl, dass die Hälfte aller Trainerentlassungen überflüssig sind und nur Geld kosten.
Macht auch Sinn, denn genau der Vorstand, der den alten Trainer ausgesucht hat, sucht auch den neuen nach genau den selben Kriterien aus. Vielleicht sind die ja falsch.
Der Rest ist Glücksache. Ein glücklicher Sieg und das Thema ist vom Tisch. Drei Siege und ein neuer Held ist geboren.
Lucien Favre hat jetzt im Kicker ein Interview gegeben, in dem er den Umgang mit Trainers angeprangert hat.
Er selbst war ja Leidtragender: Held im vergangenen Jahr, weil man den Bayern Paroli bieten konnte, in Frage gestellt in dieser Hinrunde, weil es mal drei Spiele nicht so lief.
Das ist aber alles der Erwartungshaltung von anderen geschuldet. Letzte Saison hatte niemand damit gerechnet, dass jemand mit den Bayern auf Augenhöhe spielen könnte. In dieser Saison ist Dortmund bereits im Juni als Favovon
Austrainiertrit ausgerufen worden. Dabei haben sich Stärken und Schwächen der Mannschaften gar nicht so sehr verändert.
Und jetzt sind so einige enttäuscht, dass sie den falschen Schreiberlingen gefolgt sind. Und Schuld ist der Trainer.
Wer sonst?
Und das ist nur ein Beispiel.
Vier Trainer mussten in der Hinrunde gehen, das ist für Bundesligaverhältnisse sogar wenig. Vielleicht gibt es ja auch eine Trendwende. Der Überraschungstrainer der Hinrunde dürfte wohl Christian Streich gewesen sein. Und der ist seit acht Jahren im Amt.