Mit Prognosen ist das so eine Sache. Treffen sie ein, erinnert man sich gern daran, treffen sie nicht ein, dann verdrängt man das relativ schnell. Das gilt für die Menschen, die Prognosen erstellen, aber auch für die, die sie lesen.
Wie anders ist es zu erklären, dass der Wetterbericht mit seiner Drei-Tage-Prognose nur eine 50%ige Trefferquote aufweist, aber dennoch alle wie gebannt die Prognosen verfolgen, sie sogar erwarten und verlangen.
Der Effekt ist bekannt, wird er doch seit Anbeginn der Zeit von Politikern genutzt, um Wahlen zu gewinnen. Und würde da nicht die Presse ab und zu mal nachhaken, würde sich niemand mehr Gedanken über die Versprechungen des Vorjahres machen.
Im Sport werden auch sehr gern Prognosen erstellt und auch hier gilt: je länger der Zeitraum ist, um den es sich dreht, desto schwieriger ist es, richtige Einschätzungen abzugeben. Dennoch wird es aber immer getan.
Sehen wir uns also mal die Prognosen vor Beginn der letzten Fußballsaison an. Da wurde den Bayern zunächst mal ein großes Transferproblem angehext, weil der Kader nicht in der Lage sei, eine Saison erfolgreich zu überstehen. Das zog sich über den gesamten Sommer und verstummte erst mit der Leihe von Philippe Coutinho, was tatsächlich ein Husarenstück in der europäischen Transferpolitik darstellte.
Coutinho hat im Verlauf der Saison dann nicht so geglänzt, aber nicht, weil er so schlecht gespielt hat, sondern weil die anderen Spieler noch etwas besser waren und somit häufiger aufgestellt wurden. Und wir reden hier von einer Mannschaft, deren geplante Innenverteidigung über die gesamte Saison verletzt war.
Sensationell, wie doch der so „schwache Kader, der Verletzungen nicht kompensieren kann“, das weggesteckt hat, noch dazu mit den „zu alten“ Stammspielern Thomas Müller und Jerome Boateng oder „Alibi-Einkäufen“ wie Perisic und Pavard.
Als Meister wurde im Sommer schon der BVB ausgerufen, aber seltsamerweise war da der schwache Kader zu finden, der eine Reus-Verletzung erst mal nicht kompensieren konnte. Das stabilisierte sich erst mit Nachkäufen von Can und Haaland. Da war der Zug Champions League aber schon abgefahren.
Machte aber nichts. Denn deutsche Mannschaften waren dort laut Experten ohnehin chancenlos, viel zu groß die Übermacht der englischen Teams, deren Erfolge für die nächsten Jahre schon festgeschrieben waren, auch wegen höherer Budgets und stärkerer Konkurrenz in der Liga. Dahinter folgen dann sowieso erst mal Spanien und Italien.
Jetzt, ein Jahr später, haben wir aber ein Halbfinale der Champions League ohne englische Beteiligung gesehen. Und das nur mit deutschen und französischen Mannschaften, von denen die Hälfte vor der Saison wirklich niemand auf dem Zettel hatte.
Mal sehen, wie jetzt die Experten den deutschen oder französischen Fußball für die Zukunft sehen werden. Ich bin gespannt.