Es ist ein bisschen spannend, wie sich die aktuellen Lockerungen in Deutschland auswirken werden. Immerhin ist aber Sport erlaubt, zunächst die Einzelsportarten, ab Juni auch der Rest, natürlich mit starken Auflagen.
Es wäre auch kaum haltbar gewesen, Vereinsport weiterhin zu verbieten, wenn man ausgerechnet den Fußball-Bundesligen grünes Licht gibt.
Ob es aber dabei bleiben wird, hängt davon ab, wie gut das Konzept, welches die DFL entwickelt hat, greift.
Natürlich versucht der Profi-Fußball, die Saison zu Ende zu spielen. In erster Linie deshalb, weil andernfalls die Fernsehgelder nicht fließen. Nun kann man das aber unter Gesundheitsaspekten durchaus kritisch sehen und viele tun das auch. So werden schon die Vorbereitungen beäugt und der geringste Fehler macht sofort Schlagzeilen.
Ohne Kontakt ist Fußball aber nicht möglich und deshalb werden alle Akteure permanent getestet und bei Infektionen aussortiert. Bislang gab es drei Tests, beim ersten wurden von ca. 2500 Personen zehn positiv getestet, darunter drei in Köln und ein Fall in Dresden. Die Betroffenen wanderten in Quarantäne und die Vorbereitungen gingen weiter.
Der zweite Test verlief ergebnislos und ließ hoffen, dass jetzt alles seinen Gang gehen kann. Beim dritten aber wurden zwei weitere Dresdener Spieler positiv getestet und das örtliche Gesundheitsamt schickte den ganzen Verein mit 61 Personen in Quarantäne.
Diese Entwicklung lässt natürlich berechtigte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Tests aufkommen, die ja dadurch erschwert werden, dass sich der Erreger erst nach einer gewissen Zeit nachweisen lässt, Weiterverbreitung aber schon vorher möglich ist. So ist die Reaktion des Gesundheitsamtes in etwa nachvollziehbar.
Jetzt sind wir an einem Punkt, wo die Dresdener erst einmal von jedem bedauert werden, weil ihnen nicht nur die ersten beiden Spiele fehlen, sondern auch die Vorbereitungszeit, was definitiv einen Wettbewerbsnachteil mit sich bringt. Sollte dort aber noch einmal etwas Vergleichbares vorkommen oder bei einem der Gegner, dann kann vielleicht eben deshalb die Saison nicht beendet werden.
Und dann ist Dresden der große Profiteur, denn unter normalen Umständen könnten sie die Liga nicht halten, bei einer Annullierung der Saison aber natürlich schon. Dresden hatte ohnehin schon zu den Mannschaften gehört, die sich gegen eine Fortführung der Ligen ausgesprochen hatten, ausnahmslos alle Abstiegskandidaten waren da, vermutlich ganz uneigennützig, vertreten.
Und so spielt das Dresdener Gesundheitsamt vielleicht dem eigenen Verein in die Karten, obwohl es zu diesem Zeitpunkt erst einmal genau anders herum aussieht.
Es kommt nicht von ungefähr, dass bei Sportereignissen die Verbände die Entscheidungshoheit haben und im Normalfall lokale Behörden außen vor sind. Nur ist das in diesem speziellen Fall natürlich nicht zu machen, denn Covid-19 betrifft ja alle Bereiche an einem Ort und deshalb hat die lokale Gesundheitsbehörde zu Recht die Oberaufsicht.
Wir hoffen also mal, dass alles mit der nötigen Sorgfalt verläuft und nicht plötzlich ungewöhnlich viele Fälle speziell bei Abstiegskandidaten auftauchen. Das hätte einen wirklich unangenehmen Beigeschmack.
Ein Abbruch der Bundesligen mit der dazugehörigen Medienpräsenz hätte aber auch sofort Auswirkungen auf den lokalen Sport in ganzen Land und das wünschen wir uns wirklich nicht. Angesichts dessen ist es den Bundesligen zu gönnen, mutig oder nicht, ihre Saison zu Ende zu bringen. Alles Andere wäre fatal.